(Meinungen & Umfrage am Ende des Artikels)
Tiefe Einschnitte in kleine Krankenhäuser
Text entnommen aus dem Online-Angebot der Heilbronner Stimme | Von Iris Baars-Werner und Reto Bosch
Den zwei kleinen Klinik-Standorten der kommunalen Krankenhaus-Gesellschaft SLK stehen gravierende Strukturveränderungen ins Haus. “Brackenheim und Möckmühl werden nicht unverändert weitermachen können”, sagt SLK-Geschäftsführer Thomas Jendges.
In das Brackenheimer Krankenhaus wurde zwar immer wieder investiert, trotzdem müssten laut SLK bei unverändertem Betrieb rund 25 Millionen Euro in das Gebäude fließen.
Allerdings ist er sich mit dem Heilbronner Landrat und stellvertretenden SLK-Aufsichtsratschef Detlef Piepenburg einig, der im Stimme-Interview erklärt: “Die beiden Standorte stehen nicht zur Disposition.”
Neubau?
Beide Häuser erwirtschaften Verluste und weisen einen Sanierungsbedarf von 20 bis 25 Millionen Euro auf. SLK möchte nur in zukunftsfähige Strukturen investieren. Das könnte nach Auskunft von Thomas Jendges auch bedeuten, dass ein Neubau erstellt wird – allerdings deutlich kleiner als die bestehenden Gebäude. Landrat Piepenburg bereitet die Bürger darauf vor, dass sich der Charakter der kleinen Häuser verändern wird. “Wir sollten vielleicht von medizinischen Zentren reden und nicht mehr von Krankenhäusern, wie wir sie bislang kannten.”
Die künftige Struktur müsse sich am medizinischen Bedarf orientieren, ein Wunschkonzert dürfe nicht maßgebend sein. “Mir geht es darum, Strukturen so anzupassen, dass sie die nächsten 15 bis 20 Jahre tragen können.” Eine Chirurgie-Abteilung gehöre nicht dazu. “Die kleinen Häuser sind auch ohne OP denkbar. Sie müssen aber die Notversorgung abdecken.”
Debatten
Für Geschäftsführer Jendges müssen sich die politischen Debatten des Herbstes darum drehen, welche Angebote der medizinischen Grundversorgung gemacht werden und welche Spezialisierungen zur wirtschaftlichen Festigung von Möckmühl und Brackenheim möglich sind. In der Zabergäu-Klinik wäre für ihn beispielsweise der Ausbau der geriatrisch-internistischen Versorgung denkbar.
Das Krankenhaus in Möckmühl ist in die Jahre gekommen. Die Sanierungskosten beziffert die SLK-Geschäftsführung auf rund 20 Millionen Euro. Foto: Mugler
30 Fahrminuten zum Krankenhaus hält Jendges zu normalen Zeiten für zumutbar. Der festgelegte Rettungszeitraum von 20 Minuten im Notfall dürfe in der Diskussion nicht damit vermengt werden: Notärztliche Hilfe sei ja auch in Rettungswagen und -hubschrauber möglich. Das Konzept der Portalkliniken hält er für gescheitert und setzt stattdessen auf klar definierte Angebote der einzelnen Häuser.
Die Entscheidung soll im Herbst fallen, zuständig sind die Gremien der Gesellschafter, also der Heilbronner Gemeinderat und der Kreistag. Spätestens im November gehen nach dem Willen von Thomas Jendges die Anträge zunächst ans Land und dann an die Bundesregierung. Die hat einen Fonds aufgelegt, mit dem zukunftsfähige Strukturen gefördert werden. Bis zur Umsetzung müssten Brackenheim und Möckmühl noch zwei bis drei Jahre funktionsfähig bleiben. Alle Mitarbeiter hätten eine Zusage, bei SLK beschäftigt zu bleiben.
Verluste
Die kleinen Häuser erwirtschaften seit einigen Jahren Defizite. Auch deshalb, weil das Abrechnungssystem der Fallpauschalen Grundversorgungsleistungen vergleichsweise schlecht entlohnt. In Brackenheim betrug das Minus im vergangenen Jahr 1,9 Millionen, in Möckmühl 1,1 Millionen Euro.
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Gedanken dazu:
-es gibt Geld für die Schliessung v. Krankenhäusern bzw. den Abbau von Überkapazitäten & das dürfte bei den steigenden Kosten für die beiden Neubauten in Heilbronn + Neckarsulm nicht ungelegen kommen
-muss eine Grundversorgung vor Ort “rentabel” sein -oder darf man bis zu einem gewissen Grade draufzahlen und vor allem wer steht dann für dieses Defizit ein (jeder Bürger im Gebiet / die Kommunen in dem Gebiet / der Landkreis?)
-welche Versorgung kann das Haus in Brackenheim aktuell überhaupt noch leisten / was konnte das Haus vor der Übernahme durch die SLK / vor 10 Jahren leisten?
– was bedeuten / wie belastbar sind Aussagen ” die Standorte stehen nicht zur Disposition”
-was brachte / bringt der “Förderverein” für den Erhalt/
inwieweit ist man dort in die “Zukunftsplanungen” einbezogen?
-hätte früher die Verbindung Ärztehaus/Unterbringung v.Ärzten im Gebäude gesucht werden müssen?
Webfundstück: ( brandeins)
Krankenhäuser sind eben nicht nur Orte, an denen Pillen verabreicht, Spritzen gesetzt und Tumore entfernt werden. Hier ereignen sich Dramen, Tragödien und manchmal auch Komödien. Menschen werden geboren, verlieren nahe Angehörige oder werden in letzter Minute ins Leben zurückgeholt. Wer sich an einen Krankenhausaufenthalt erinnert, denkt nicht an Zahlen wie Blutdruckwerte oder Fieberkurven. Er erinnert sich daran, was er dort erlebt hat, an Begegnungen, die ihn erfreut, geärgert, vielleicht auch überrascht haben.
Die wirtschaftlichen Kerndaten sind das eine, die emotionale Bindung der Bevölkerung an „ihr“ Krankenhaus das andere. Zwischen beiden Seiten zu vermitteln wird die große Herausforderung sein
Umfrage
Krankenhaus Brackenheim - ein Standort mit Zukunft?
- der Standort ist wichtig - der Landkreis + die umliegenden Kommunen müssen alles tun um diesen Standort zu haltent (75%, 9 Votes)
- unter diesen "finanziellen" & Leistungs-Umständen - kann ich einer Schliessung zustimmen (25%, 3 Votes)
Total Voters: 12
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